Ilse Pleuger wird zu ihrem 70-jährigen Vereinsjubiläum 2016 durch die Leichtathletik-Kassenwartin Heidi Reinhold persönlich auf Föhr überrascht.
Wir trauern um unsere Grandes Dames Ilse Pleuger, geb. Flenker
„Wie muss man gelebt haben, um das hohe Alter von 96 Jahren zu erreichen?“. Wie gerne würden wir jetzt eine Antwort von unserer Ilse bekommen. Sie würde uns dann staunend zurücklassen, wenn wir ihre Sportgeschichte hören:
Ilse Pleugers sportliche Karriere fängt in ihrem Geburtsort in Kiel an. Das junge Mädchen, welches 1923 als erstes von drei Kindern geboren wurde, ist 1930 bei den Turnern vom Kieler Turnverein eingetreten. Im Kieler TV entbrannte dann die Leidenschaft für Sport. Feldhandball und Leichtathletik waren ihre Lieblingssportarten. Mit Ehrgeiz bei der Sache konnte sie auch Erfolge feiern: Im Handball mit der Mannschaft Bronze bei den Deutschen Jugendmeisterschaften und auch in der Leichtathletik sicherte sich Ilse die Teilnahme im Kugelstoßen und 80 Meter-Hürdenlauf.
Ein Jahr nach Ende des zweiten Weltkrieges heiratet Ilse Flenker den Duisburger Handballspieler Heinz Pleuger und zieht um in die Ruhrgebietsstadt. Sie tritt als Leichtathletin dem Duisburger Turn- und Spielverein 48/99 bei, der später bei der Fusion 1964 zur Eintracht Duisburg 1848 wird.
Anfang der 50er bekommt Ilse zusammen mit Heinz zwei Töchter. Bei der jungen Mutter entsteht das Herzblut die sportliche Entwicklung der Kinder in die Hand zu nehmen. Daraus entsteht ein 20-jähriges Engagement bei diversen Kinderturngruppen bei Eintracht. Ihr Mann ist genauso ehrenamtlich engagiert – beide Leben für den Verein – für den Sport.
Vom Reisefieber wird Ilse in den 70ern gepackt und damit wächst in ihr die Wettkampflust. Mit 53 Jahren will es die Sportlerin wissen und gemeinsam mit ihrem Mann wird keine ruhige Kugel geschoben, sondern weit gestoßen: Von Göteburg, über Hannover, Neuseeland und Puerto Rico geht es zu den großen Leichtathletikmeisterschaften für Senioren. Der größte Erfolg war dann 1993 im japanischen Miyazaki. Sie macht ein Triple - dreimal Gold: mit der Kugel, dem Diskus und im Hochsprung.
Nachdem ihr Mann 1997 verstirbt, bleibt die sportbegeisterte Dame ihrem Bewegungsdrang treu und zieht auch ihre Tochter Sigrid in den Bann. Fortan sind Mutter, als Athletin, und Tochter, als Betreuerin, ein Team. Die Reise zu Deutschen, Europa- und Weltmeisterschaften geht weiter und der Ehrgeiz eine Medaille zu gewinnen wird oft belohnt. Der Deutsche Leichtathletik-Verband betitelte Ilse Pleuger als „älteste aktive Deutsche Leichtathletik-Lady“.
Die Dame mit dem großen Ehrgeiz trainiert unaufhörlich, bleibt dabei bescheiden und wohlgesonnen, dass verschafft ihr Aufmerksamkeit. Im preisgekrönten Dokumentarfilm „Herbstgold“ von WDR, NDR und ARTE wird ihre Lebensgeschichte aufgenommen. Gemeinsam mit 4 weiteren Senioren über 80 wird ihre Vorbereitung auf die Leichtathletik-Weltmeisterschaft der Senioren im finnischen Lathi 2009 verfilmt. Auch dort tritt Ilse im Kugelstoßen und mit dem Diskus an und holt Gold.
Unzählige Weltmeister- und Europameisterschaftstitel hat Ilse geholt und durfte sich auch über Weltrekorde freuen.
Im Jahr 2009 zieht Ilse Pleuger zurück nach Kiel, ihrem Geburtsort. Das Mädchen von der Küste fühlt sich dort an der frischen Luft wohl. Ihr Sportherz bleibt aber bei Eintracht, so startete sie zuletzt 2013 bei den Frauen W85 bei der DM in Mönchengladbach-Rheydt mit dem Diskus.
In dieser Geschichte liegt das Geheimnis ihres hohen Alters.
Eine Grand Dames geht nie ganz.
Wir werden in Ewig an deine Leistungen denken, die du für uns mit einer solchen Freude gemacht hast, wie die sportlichen Erfolge und wie dein Engagement als Übungsleiterin im Kinderturnen. Wir bedanken uns dafür, dass du, nach dem Tod deines Mannes, als Ehrenratsmitglied eingesprungen bist und uns stets mit guten Ratschlägen und Entscheidungen zur Seite gestanden hast.
Den Hinterbliebenen sprechen wir unser tiefempfundenes Mitgefühl aus.
Im Namen aller Mitglieder
Der Vorstand